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Lijiang, Dayan Naxi
alte chinesische Musik
Lijiang-Dayan, (Altstadt von Lijiang): 17.06.2011
Nach dem Frühstück wurden wir von unserer Fahrerin He Yu-Mei abgeholt. Wir wollten uns den alten Stadtteil von Lijiang, Dayan, ansehen. Wir besuchten erst einmal den See des Schwarzen Drachens im Yuquan Park. Hier werden Wandertouren und Reittouren angeboten, die etwa 4 Stunden dauern sollten. Darauf verzichteten wir. Zum einen hatten wir nicht die richtige Kleidung und zum anderen war es einfach zu heiß. Es sollte 2 Stunden auf dem Rücken von Mauleseln halb um den See des Schwarzen Drachens gehen. Dann zu Fuß und mit einem Boot wieder zurück. Das alles bei voller Sonne und ohne Schirm. Alleine hätte ich es schon gemacht aber mit Tong Tong wäre es nicht gegangen. So sind wir wieder zurückgefahren und haben die alte Stadt Dayan (Lijiang) besucht.
He Yu-Mei, unsere Fahrerin, fuhr uns zu einem kleinen Park, von wo aus wir Dayan erkunden konnten. Ein kleiner Teich mit kleinen Brücken zeigte uns den Weg. Für die Touristen standen etwas abseits 2 Mädchen in der heimischen Tracht, um sich Fotografieren zu lassen. Schmale Wege führten zu kleinen Hotels, die versteckt am Hügel standen. Sie hatten nicht mehr als 4-6 Zimmer, alle modern eingerichtet, mit einem großen Schlafzimmer und großem Bad. Sie waren nur durch einen Vorhang oder einer großen Glasscheibe getrennt. Jedes der Hotels hatte einen kleinen bis großen Innenhof. Schmale Wege führten zu den einzelnen Zimmern. Die Gassen waren von kleinen Läden und Handwerksbetrieben gesäumt. Überall stieg uns der gute Geruch vom Essen in die Nase. Mit dem Ergebnis: wir mussten etwas essen. Ein typisches Restaurant mit offener Küche fand unsere Wahl. An wackeligen Tischen nahmen wir unser Mahl und tranken den typischen Tee. Es dauerte nicht lange und Tong Tong, etwas unvorsichtig, erschütterte den Tisch. Der Tee ergoß sich darüber und lief durch die Ritzen der Tischplatte auf unsere Hosen. Servietten bewahrten uns vor größerem Schaden. Das Essen hat sehr gut geschmeckt, Nudeln mit scharfer Einlage und frischem Salat, die nassen Hosen trockneten. Anschließend gingen wir weiter. An den schmalen Wasser-Kanälen herrschte reges Treiben. Wir fanden kleine Lokale, die ihre Tische und Stühle am Kanal aufgestellt hatten. Händler verkauften Obst und Gemüse, während ein Koch einem Huhn den Kopf abschnitt. Das Blut färbte das Wasser im Kanal rot. Eine Frau verkaufte Zucker in Blöcken, sehr süß. Ich hatte es probiert. Es sah zuerst aus wie Himalajasalz, war aber Zucker. Das Leben spielt sich in den Gassen ab und alle hatten etwas zu verkaufen. Wir landeten schließlich bei einer Seidentücher-Färberei. Im Wind trockneten die zahlreichen Seidentücher, in allen Farben und unterschiedlichen Motiven. Immer wieder kamen Führer mit ihren Mauleseln vorbei, die einen Ritt anboten. Ein vereinsamter Mercedes Smart stand an einer Mauer, also auch in China ist der Smart zu Hause. Kleine Kunstwerke zierten die Wände. Es gab auch Neubauten im alten Stil. Zurück im Hotel wollten wir uns etwas frisch machen und ausruhen. Es sollte noch ein langer Abend werden.
Pünktlich um 20:30 Uhr wurden wir wieder abgeholt. Wir wollten ins Dayan Naxi gehen, ein altes Theater, wo die alte volkstümliche Musik der Naxi gespielt wurde. Sie stammt aus der Zeit der Tang und Song Dynastie. Zusammengetragen und arrangiert von "Mr. Xuan Ke”. der sich der alten Musik verschrieben hat, und weit über die Grenzen hinaus bekannt ist. Wir fuhren durch halb Lijiang um dahin zu kommen. Es liegt im oberen Teil von Dayan. Wir hätten auch zu Fuß gehen können, wie sich später herausstellte, wären dann aber sicher erschöpft dort angekommen. Nachdem wir das Auto verlassen hatten, kamen wir auf einen großen Platz. Dort trifft sich jeden Abend eine Gruppe der Einheimischen in ihrer Tracht um zur Naxi Musik zu tanzen. Ich glaubte, dass es die Aufführung sei, die wir besuchen wollten. Aber das war nicht der Fall. Es handelte sich einfach um eine Straßenaufführung. Um Menschen, die einfach nur Spass hatten und die vielen Touristen mit ihren Tänzen unterhielten. Wir schauten eine Weile zu und gingen später zum Theater. Es herrschte reges Treiben in der Fußgängerzone, es war alles vertreten, Kaffees, Discos, Souvenirläden, Schuhläden oder Modelädchen, auch die Garküchen waren vorhanden. He Yu-Mei begleitete uns bis zum Theater. Das war unser Glück. Ich glaube, wir wären sonst daran vorbeigelaufen. Es war nur ein kleiner schmaler Eingang, der nicht gerade auf ein Theater hinwies. Sie drückte uns die Eintrittskarten in die Hand. Es waren kleine Bücher, so 7x7cm groß und 170. Seiten stark. In chinesisch und englisch verfasst. Der Inhalt beschrieb die Entstehung der Dayan Naxi Musik, erzählte von Lijiang und Mr. Xuan Ke. Das Theater war nicht sonderlich groß. Ich schätze vielleicht mit Galerie zwischen 150 bis 250 Sitzen. An den Wänden hingen alte Fotos von den Musikern und vielen Prominente mit Mr. Xuan Ke. Das Theater war alt und aus Holz gebaut. Alles schien alt, bis auf die Bestuhlung, die war zeitgemäß. Es gab keine Platznummer, und so konnten wir uns einen guten Platz sichern. Ich wählte einen Platz an der Seite. Von hier hatte ich einen besonderen Überblick auf die Bühne. Um 20:55 Uhr ging es los. Die Musiker, 27 an der Zahl, waren fast alle, bis auf ein paar Ausnahmen, weit über 80 Jahre alt. Nachdem sie alle ihre Plätze eingenommen und ihre Instrumente gestimmt hatten, trat eine junge Chinesin ans Mikro und erzählte uns auf chinesisch und englisch, welcher Komponist und aus welcher Zeit das Musikstück stammte. Um 21:00 Uhr ging es los. Ungewöhnliche Musik für meine Ohren - aber sicher etwas für Musik-Liebhaber der alten chinesischen Musik. Nach jedem Stück wurde das nächste angekündigt.
Wir hörten auch Solisten mit ihren eigenen Werken, die sie geschrieben hatten. Ein blinder Musiker war auch dabei. Das Alter der Musiker machte sich bemerkbar, denn sie machten schnell einen sehr müden Eindruck. Nach Beendigung des Konzertes trat Mr. Xuan Ke noch vor das Publikum und erzählte etwas über sein Leben und seiner Liebe zur Naxi Musik. Er erwähnte, dass er auch einen Chor gegründet habe, der mit christlichen Liedern vertraut sei. Während der Autogrammstunde lief im Hintergrund ein Video von einem "Making of". Es war faszinierend, was für Stimmen die Sänger hatten. Nach der Aufführung sind wir gemütlich ins Hotel gegangen.
Die Gassen waren immer noch voller Menschen. An den Garküchen standen sie, um etwas zu Essen oder ein Bier zu trinken. Die Einheimischen saßen vor ihren Läden und webten bunte Tücher. Aus den Discotheken dröhnte laute Musik und junge Fotografen warteten auf Kundschaft, um sie vor der historischen Kulisse zu fotografieren. Wir kehrten in ein paar Läden ein, um uns das eine oder andere anzusehen und zu kaufen. Gegen 23:00 Uhr begannen die Läden zu schließen. Die Straßenreinigung verteilte schon die ersten Müllsäcke, um sie später wieder einzusammeln. Gegen 23:30 waren wir wieder im Hotel. Für morgen waren wir wieder verabredet. Wir wollten den 5596 Meter hohen Yulong Xueshan (Jadedrachen-Schneeberg oder Weißer Jadedrachen-Berg) besuchen. Er liegt 15km von der Altstadt entfernt und man kann den Berg bis zur Schneegrenze per Drahtseilbahn erreichen.
© bild und text k.völker |
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